Gewichtsreduktion durch OP
Bariatrische Operationen, auch bekannt als adipositaschirurgische Operationen, sind chirurgische Eingriffe zur Behandlung von starkem Übergewicht (Adipositas Grad I, II und III). Diese Operationen zielen darauf ab, eine starke Gewichtsreduktion zu erreichen und typische Krankheiten bei Übergewicht wie Bluthochdruck, Schlafapnoe und Diabetes bei Übergewicht zu verbessern oder zu verhindern. Je nachdem, welche Methode verwendet wird, kann der BMI damit um 10 bis 20 Punkte reduziert werden.1
Da ein operativer Eingriff jedoch mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist, sollte genau geprüft werden, ob der Nutzen diese Risiken überwiegt.2 Bariatrische Operationen werden aufgrund möglicher Komplikationen nur für Betroffene empfohlen, bei denen eine Adipositas Grad III (BMI ≥ 40 kg/m²) oder Adipositas Grad II (BMI ≥ 35 kg/m² mit erheblichen Begleiterkrankungen) besteht und wenn konservative Therapien (z. B. Ernährungstherapie) über mindestens sechs Monate nicht erfolgreich waren.2
Es muss zudem gründlich geklärt werden, ob Patient*innen nicht nur körperlich, sondern auch mental mit den Folgen einer solchen Operation umgehen können. Eine instabile Psyche, Suchtkrankheiten, eine Ess-Brechsucht (Bulimie), aber auch eine bestehende oder geplante Schwangerschaft sind klare Gründe, die gegen eine Behandlung von Übergewicht durch eine Operation sprechen.2
Wenn die Risiken geklärt wurden und eine Operation möglich ist, stellt sich die Frage, welche Technik der Adipositaschirurgie infrage kommt.
Welche Arten der Adipositaschirurgie gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von bariatrischen Operationen. Sie unterscheiden sich vor allem durch zwei Kriterien.
Erstens: es gibt Methoden, die bei Bedarf rückgängig gemacht werden können und solche, die unumkehrbar sind. Zweitens kann man Methoden danach unterscheiden, wie sie zum Gewichtsverlust beitragen. Restriktive Methoden verkleinern das Volumen des Magens, sodass er schon nach kleinen Mengen voll ist und man sich satt fühlt. Bei malabsorptiven Methoden (Malabsorption: „schlechte Aufnahme“) wird ein Teil des Dünndarms entfernt oder „übersprungen“. Der Darm hat dann weniger Möglichkeit, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen und ein Großteil wird unverdaut ausgeschieden.
Diese bariatrischen Operationsmethoden gibt es:
- Magenband: Bei dieser restriktiven Methode wird ein Silikonband um den oberen Teil des Magens gelegt. Damit wird ein kleiner Vormagen gebildet, in dem die Nahrung zuerst ankommt. Dieser ist schon nach kleinen Nahrungsmengen voll und löst ein Sättigungsgefühl aus. Um die Größe des Vormagens zu verändern, kann das Band kann angepasst werden. Im Vergleich zu anderen Methoden schreitet die Gewichtsabnahme hier meist langsamer voran. Der große Vorteil: Das Band kann bei Bedarf auch wieder entfernt werden.2
- Schlauchmagen: Diese restriktive Methode wird auch „Sleeve Gastronomy“ genannt. Hierfür wird der Großteil des Magens entfernt, sodass nur ein schmaler Schlauch übrigbleibt. Während der Magen eines Erwachsenen üblicherweise ca. 1.500 Milliliter Fassungsvermögen hat, passen in einen Schlauchmagen nur 100 bis 120 Milliliter. Auch hier ist der Magen beim Essen schnell gefüllt, wodurch man sich satt fühlt. Anders als das Magenband ist diese Methode nicht reversibel.2
- Magenbypass: Mediziner*innen sprechen auch vom „Roux-en-Y-Bypass“. Bei dieser restriktiven und malabsorptiven Methode trennt man ein kleines Stück des Magens ab und formt es zu einer Art Beutel. Das Stück wird so mit dem Dünndarm verbunden, dass der Rest des Magens und ein großer Teil des Dünndarms mit einer Art „Umleitung“ umgangen werden. Dadurch kann man weniger essen und es werden weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen.2 Eine vereinfachte Version dieser Methode wird als „Omega-Loop“ bezeichnet.1 Ein Magenbypass kann zwar rückgängig gemacht werden, die dafür notwendige Operation ist jedoch schwierig und mit erhöhtem Risiko für Komplikationen verbunden.3
- Biliopankreatische Diversion (mit Duodenal-Switch): Dies ist die aufwändigste, aber wirkungsvollste bariatrische Operation. Sie kombiniert Restriktion und Malabsorption. Hierbei wird der Magen deutlich verkleinert und zusätzlich der Dünndarm so umgeleitet, dass der Nahrungsbrei erst spät mit den Verdauungssäften aus Zwölffingerdarm und Galle in Kontakt kommt. So wird ein Großteil der Kohlenhydrate und Fette der Nahrung unverdaut ausgeschieden. Diese Technik ist ebenfalls nicht umkehrbar.2,4
Die Folgen einer Operation – das muss man wissen:
Sollte man mit Adipositas über eine bariatrische Operation nachdenken, muss man sich darüber im Klaren sein, dass sich das Essverhalten nach einer Operation dauerhaft und radikal ändern muss. Diese Veränderung der Essgewohnheiten kann auch psychische Auswirkungen haben.
Werden die empfohlenen Diätregeln nicht befolgt werden, können außerdem Übelkeit, Erbrechen, Unterzuckerung, Sodbrennen oder erneute Gewichtszunahme auftreten.1
Und auch nach einer erfolgreichen Operation können Komplikationen wie Geschwüre an den Nähten, innere Einklemmungen von Organen oder Darmverschlüsse entstehen.1 Daher ist besonders wichtig, dass Patient*innen nach einer bariatrischen Operation lebenslang regelmäßig ärztlich betreut werden, um Mangelerscheinungen an Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß zu verhindern.1 Insbesondere bei malabsorptiven Operationstechniken müssen Patient*innen dauerhaft Multivitamin-Präparate einnehmen. In bestimmten Fällen reicht eine orale Einnahme nicht aus und es sind Infusionen oder Injektionen, zum Beispiel Eiseninfusionen oder Vitamin-B12-Spritzen, nötig, um einen Mangel zu verhindern.1
Das große Ziel einer bariatrischen Operation: schnell Gewicht verlieren. Durch diese radikale Veränderung hat der Körper von Patient*innen nicht die Zeit, genug „mit zu schrumpfen“. Dadurch bleiben teils große Hautüberschüsse vorhanden, die in der Regel durch zusätzliche kosmetische Operationen entfernt werden müssen. Dabei dient die notwendige Entfernung des Hautfettgewebes allerdings nicht der Behandlung des Übergewichts, sondern der Optimierung der Körperkontur. 2
Fazit: Bariatrische Operationen können sehr kompliziert sein und erfordern eine gute Vor- und Nachbereitung. Wichtig ist, dass der Wunsch nach solch einer Operation in spezialisierten Zentren abgesprochen und durchgeführt wird, sodass qualifizierte Fachkräfte mit Erfahrung eine stetige Beratung und gesundheitliche Sicherheit bieten können. In diesen Zentren kann die Nachsorge optimal gewährleistet werden, was dazu beiträgt, die Risiken nach der Operation zu minimieren und Folgeerkrankungen zu vermeiden.2
Quellen
1.Austrian Obesity Asociation. Therapieoptionen bei Adipositas. https://www.adipositas-austria.org/therapieoptionen.html (abgerufen 08.08.2024)
2. Deutsche Adipositas Gesellschaft. Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas. 1. Ausgabe Januar 2019. https://adipositas-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2020/06/Patientenleitlinie_Adipositas.pdf
3. Medizinisches Versorgungszentrum Dr. med. Anke Rosenthal. Patientenaufklärung und Einwilligung für eine Magenbypass oder Schlauchmagen-Operation bei krankhaftem Übergewicht. https://dr-rosenthal.com/patientenaufklaerung-magenbypass-oder-schlauchmagen-operation/
4. Klinikum Fulda. Biliopankreatische Diversion mit duodenalem Switch. https://www.klinikum-fulda.de/medizinische-zentren/adipositaszentrum/operationsverfahren-im-detail/biliopankreatische-diversion-mit-duodenalem-switch/